Die österreichischen Alpen bieten einige der spektakulärsten Wanderrouten Europas. Von sanften Pfaden durch blühende Almwiesen bis zu anspruchsvollen Hochgebirgstouren – für jeden Wandertyp und jedes Fitnesslevel ist etwas dabei. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die fünf schönsten Wanderrouten vor, die die natürliche Schönheit Österreichs in all ihrer Pracht zeigen.
1. Der Adlerweg in Tirol
Der Adlerweg ist Tirols bekanntester Weitwanderweg und erstreckt sich über 413 Kilometer durch die gesamte Breite des Bundeslandes. Wie der Name schon vermuten lässt, schlängelt sich der Weg durch die Tiroler Berge wie die Flugbahn eines Adlers.
Streckeninformationen:
- Länge: 413 km (aufgeteilt in 33 Etappen)
- Höhenmeter: etwa 31.000 m im Auf- und Abstieg
- Dauer: Etwa 4-5 Wochen für die Gesamtstrecke
- Schwierigkeitsgrad: Mittel bis anspruchsvoll
- Beste Wanderzeit: Juni bis September
Der Adlerweg beginnt im Kaisergebirge bei St. Johann und endet in St. Anton am Arlberg. Die Route führt durch einige der beeindruckendsten Landschaften Tirols, darunter das Kaisergebirge, die Brandenberger Alpen, das Karwendel, das Rofangebirge und die Lechtaler Alpen.
Besondere Highlights sind die spektakuläre Aussicht vom Gipfel des Wilden Kaisers, die malerischen Gebirgsseen im Karwendel und die urigen Berghütten, in denen Wanderer übernachten können. Trotz der beeindruckenden Gesamtlänge können auch Teilabschnitte gewandert werden, was den Adlerweg für verschiedene Zielgruppen attraktiv macht.
2. Der Stubaier Höhenweg
Der Stubaier Höhenweg zählt zu den schönsten Höhenwegen der Ostalpen und bietet atemberaubende Ausblicke auf über 100 Gletscherberge. Diese hochalpine Route verläuft größtenteils oberhalb der Baumgrenze und führt durch eine faszinierende Hochgebirgslandschaft.
Streckeninformationen:
- Länge: etwa 80 km
- Höhenmeter: ca. 5.000 m im Auf- und Abstieg
- Dauer: 7-8 Tage
- Schwierigkeitsgrad: Anspruchsvoll
- Beste Wanderzeit: Juli bis September
Die Rundtour beginnt und endet in Neustift im Stubaital. Unterwegs passieren Wanderer sieben bewirtschaftete Berghütten, die ideale Übernachtungsmöglichkeiten bieten. Die Etappen führen über steile Bergpfade, schmale Grate und gelegentlich auch über Schneefelder, weshalb eine gewisse Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind.
Zu den Höhepunkten gehören die beeindruckenden Panoramablicke auf die vergletscherten Dreitausender der Stubaier Alpen, der bizarre Felsengarten am Egesengrat und die zahlreichen klaren Bergseen entlang des Weges.
3. Der Pinzgauer Spaziergang
Trotz seines bescheidenen Namens ist der Pinzgauer Spaziergang eine der landschaftlich reizvollsten Höhenwanderungen in den Salzburger Alpen. Im Gegensatz zu vielen anderen alpinen Routen ist dieser Weg relativ leicht begehbar und daher auch für weniger erfahrene Wanderer geeignet.
Streckeninformationen:
- Länge: etwa 30 km
- Höhenmeter: ca. 1.000 m im Auf- und Abstieg
- Dauer: 2-3 Tage (kann auch in Tagesetappen aufgeteilt werden)
- Schwierigkeitsgrad: Leicht bis mittel
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
Der Weg verläuft auf einer Höhe zwischen 1.700 und 2.300 Metern entlang der sonnigen Südseite der Kitzbüheler Alpen. Er beginnt an der Schmittenhöhe bei Zell am See und führt bis zur Resterhöhe bei Mittersill. Unterwegs bieten sich grandiose Ausblicke auf die Hohen Tauern mit ihren majestätischen Dreitausendern wie dem Großglockner und dem Großvenediger.
Was den Pinzgauer Spaziergang besonders auszeichnet, ist die Kombination aus alpiner Bergwelt und sanften, grünen Almlandschaften. Im Sommer sind die Hänge mit bunten Almblumen übersät, und mit etwas Glück kann man Murmeltiere beobachten.
4. Der Wachauer Welterbsteig
Für diejenigen, die alpine Gipfel gegen malerische Flusslandschaften und Weinberge tauschen möchten, ist der Wachauer Welterbsteig die perfekte Wahl. Diese Route führt durch das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau, eine der kulturell und landschaftlich reizvollsten Regionen Österreichs.
Streckeninformationen:
- Länge: etwa 180 km
- Höhenmeter: ca. 4.800 m im Auf- und Abstieg
- Dauer: 10-14 Tage
- Schwierigkeitsgrad: Leicht bis mittel
- Beste Wanderzeit: April bis Oktober (besonders schön im Herbst zur Weinlese)
Der Weitwanderweg beginnt und endet in Krems an der Donau und verläuft in einer großen Schleife durch die Wachau. Er führt durch malerische Weinorte wie Dürnstein und Spitz, vorbei an mittelalterlichen Burgruinen, terrassierten Weinbergen und durch dichte Waldgebiete.
Besondere Höhepunkte sind die Aussicht auf die blaue Donau, die sich durch die Landschaft schlängelt, die Ruine Dürnstein, wo einst König Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde, und das beeindruckende Benediktinerkloster Melk. Unterwegs laden zahlreiche Heurigen und Weinstuben zur Verkostung der lokalen Weine ein.
5. Der Lechweg
Der Lechweg folgt einem der letzten Wildflüsse Europas von seiner Quelle in Vorarlberg bis zum Lechfall bei Füssen in Bayern. Diese Route verbindet nicht nur zwei Länder, sondern bietet auch Einblicke in eine der artenreichsten und naturbelassensten Flusslandschaften der Alpen.
Streckeninformationen:
- Länge: etwa 125 km
- Höhenmeter: ca. 2.000 m im Auf- und Abstieg
- Dauer: 6-8 Tage
- Schwierigkeitsgrad: Leicht bis mittel
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
Der Weg beginnt am Formarinsee bei Lech am Arlberg, wo der Lech entspringt, und führt durch die Naturparke Tiroler Lech und Lechtal-Reutte bis nach Füssen. Unterwegs passiert man charmante Ortschaften wie Lech, Warth, Elbigenalp und Reutte.
Zu den Höhepunkten zählen die türkisfarbenen Gewässer des Formarinsees, die wilden Flusslandschaften mit ihren Kiesbänken und Auwäldern, die artenreiche Flora und Fauna (mit etwas Glück können Steinadler gesichtet werden) sowie die Hängebrücke Holzgau, eine der längsten Fußgängerhängebrücken Österreichs.
Tipps für Ihre Wanderung in den österreichischen Alpen
Die richtige Ausrüstung
Selbst bei vermeintlich einfachen Wanderungen in den Alpen sollte die Ausrüstung sorgfältig gewählt werden:
- Feste Wanderschuhe mit gutem Profil
- Wetterfeste Kleidung (nach dem Zwiebelprinzip)
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme)
- Ausreichend Wasser und energiereiche Snacks
- Erste-Hilfe-Set
- Karte oder GPS-Gerät
- Mobiltelefon (mit vollgeladenem Akku)
Die beste Wanderzeit
Die Hauptwanderzeit in den österreichischen Alpen liegt zwischen Juni und September. In dieser Zeit sind die meisten Wege schneefrei und die Berghütten geöffnet. Besonders schön ist das Wandern:
- Im Juni/Juli zur Almblüte, wenn die Bergwiesen in voller Blüte stehen
- Im September/Oktober, wenn das Laub der Wälder sich färbt und die Fernsicht oft besonders gut ist
Sicherheitshinweise
Auch wenn die österreichischen Alpen gut erschlossen sind, sollten einige Sicherheitsregeln beachtet werden:
- Informieren Sie sich vorab über die Wetterbedingungen
- Überschätzen Sie nicht Ihre Kondition und Fähigkeiten
- Beginnen Sie früh am Tag, um genügend Zeitpuffer zu haben
- Informieren Sie jemanden über Ihre geplante Route und Rückkehrzeit
- Achten Sie auf alpine Gefahren wie Steinschlag oder Wetterumschwünge
Fazit
Die österreichischen Alpen bieten eine beeindruckende Vielfalt an Wandermöglichkeiten – von gemütlichen Spaziergängen durch blühende Almwiesen bis hin zu herausfordernden Hochgebirgstouren. Die vorgestellten fünf Routen repräsentieren nur einen kleinen Ausschnitt der zahlreichen Wanderwege, die darauf warten, entdeckt zu werden.
Egal, ob Sie ein erfahrener Bergsteiger oder Gelegenheitswanderer sind, die österreichischen Berge halten für jeden ein passendes Abenteuer bereit. Mit der richtigen Vorbereitung und Ausrüstung steht einem unvergesslichen Wandererlebnis in einer der schönsten Bergregionen Europas nichts im Wege.
"Die Berge sind stumme Meister und machen schweigsame Schüler."
- Johann Wolfgang von Goethe